Die Verwendung innerhalb der Theorie der Sozialen Gerechtigkeit (Social Justice)
Quelle: https://educatenotindoctrinate.org/glossaries/berkeley-usd-glossary/:
„Ein Begriff, der vor allem in den Vereinigten Staaten verwendet wird, um alle Menschen zu beschreiben, die nicht weiß sind. Der Begriff soll unter nicht-weißen Gruppen inklusiv sein, um die gemeinsame Erfahrungen mit Rassismus hervorheben. Der Begriff Farbige Menschen (PoC) wurden als favorisierter Ersatz sowohl für Nicht-Weiße als auch für Minderheiten eingeführt, die ebenfalls inklusiv sind, weil er das Thema positiv formuliert [to frame]; nicht-weiß definiert Menschen in Bezug auf das, was sie nicht sind (weiß) und Minderheit hat häufig eine unterordnende Konnotation.“ (Routledge)
Der Kommentar der Neuen Diskurses
Man könnte einiges über diesen Begriff äußern, aber größtenteils ist er okay – nicht großartig oder gut, aber sicherlich auch nicht schlecht. Der Gegenstand, dem man hier jedoch Aufmerksamkeit schenken muss, ist, wenn überhaupt, der Versuch, eine „inklusive“ Sprache für alle Menschen zu schaffen, die nicht weiß sind, um die nicht-weißen Gruppen zu einer Binarität zu vereinen, die sie gegen die weiße Gruppe positioniert (siehe auch Dekonstruktion). Damit soll ein Mittel geschaffen werden, um Identitätspolitik zu betreiben. Da innerhalb der POC große intersektionale Machtkämpfe und Spaltungen stattfinden (z.B. die BIPOC [black and indigenious people of color] ‚Schwarze und indigene Farbige‘ eine Abspaltung von den POC, die die BIPOC als relativ privilegierter ansieht – siehe auch ‚farbige Siedler‘ (settler of color)), gibt es Gründe zur Annahme, dass diese Koalitionsbildung mit Hilfe der angewandten Linguistik nicht wirklich so gut funktioniert.
Bemerkenswert ist, dass die Vermeidung des Begriffs „Minderheit“ (das ein binäres Paar mit „Mehrheit“ bildet) in ähnlicher Weise auf das gleiche Thema abzielt. In anderen Versuchen, dies zu umgehen, werden sie als „minorisierte Gruppen“ bezeichnet, was dem Begriff strategisch die theoretisierte Machtdynamik zuschreibt und auch die Möglichkeit umgeht, dass sie ihren Status der Unterdrückten verlieren würden, wenn sie zu einer Pluralität oder Mehrheit würden.
Es gibt viele Variationen dieses Begriffs, einschließlich: farbige Studenten, farbige Lehrer, farbige Frauen, farbige Trans-Frauen, farbige Siedler und so ziemlich alles andere, was man sich vorstellen kann. Es ist erwähnenswert, dass diese Begriffe heutzutage im Allgemeinen gutartig und alltäglich sind, aber die Konstruktion „farbig“ (of Color) ist das Produkt eines bewussten politischen Projekts – und es lohnt sich wahrscheinlich, ein gewisses Bewusstsein dafür zu bewahren.
Als perfektes Beispiel dafür, wie die Kritische Soziale Gerechtigkeit letztendlich alles problematisieren wird, sogar das, was sie geschaffen hat und es gegen „dominante“ Gruppen anwenden wird, wurde der Begriff „farbige Menschen“ (PoC) kürzlich von Anhängern der Kritischen Sozialen Gerechtigkeit als das anerkannt, was nun folgt: als eine Möglichkeit, nicht-weiße Menschen als eine einzige Identitätsgruppe, die nicht weiß ist, zusammenzuwürfeln. Jedoch hat die ‚Theorie‘ dies (natürlich) zynisch interpretiert und legt nahe, dass der Begriff „farbige Menschen“ (PoC) eine Möglichkeit für Weiße sei, eine einzige Identitätsgruppe zu schaffen, gegen die sie sich wenden können, -alle, die nicht weiß sind-, so dass sie die legitimen ethnischen Variationen darin ignorieren können (siehe auch BIPOC und Auslöschung). Das heißt, der Begriff “farbiges Volk” wird allmählich als eine weitere Form der weißen Vorherrschaft (white supremacy) theoretisiert.
Man könnte auch feststellen, dass diese Vermeidung der Binarität zwischen „Weißen” und nicht-weißen „farbigen Menschen“ einer hierarchischen Sichtweise Derridas folgt, die versucht, die eine Seite als intrinsisch bevorzugt (weiß) und hierarchisch überlegen gegenüber der anderen zu positionieren – diese muss dann dekonstruiert werden. Dieses Problem könnte aber einfach dadurch vermieden werden, dass man die Menschen nach den ethnischen oder nationalen Herkunftskennungen nennt, die am besten auf jedes Individuum zutreffen, ob sie möchten oder nicht, aber so wird keine Koalition unter einem einzigen Banner durch Namensgebung geschaffen. Nichtsdestotrotz stellt diese Analyse das Verständnis und die Anwendung des Konzepts der „farbigen Menschen“ für die Kritische Soziale Gerechtigkeit in einen postmodernen Rahmen.
Verwandte Begriffe
Binary; BIPOC; Deconstruction; Derridean; Dominance; Erasure; Identity; Identity politics; Inclusive; Intersectionality; Minoritized; Oppression; Postmodern; Problematize; Settler of color; Systemic power; Theory; White; White supremacy
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Revisionsdatum: 6/26/20